Ganzjahresfütterung

Vogelfutter für das ganze Jahr

Viele Menschen füttern unsere frei lebenden Vögel mittlerweile nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr hindurch. Während in der kalten Jahreszeit das Futter in erster Linie fett- und energiereich sein muss, sollte das Futter von Frühling bis Herbst eher weniger Fett, dafür mehr Eiweiss, Getreideflocken, Hanf, Wildsamen, Erdnüsse und Früchte enthalten, sowie wichtige Mineralstoffe.

Die Ganzjahresfütterung trägt entscheidend dazu bei, gerade auch in der Brutzeit (zB bei schlechtem Wetter und damit ausbleibendem Insektenflug) Nahrungsknappheiten auszugleichen und damit möglichst vielen Jungvögeln eine grössere Überlebenschance zu bieten.
Nutzen Sie nur qualitativ hochwertige Produkte.

Wenn sie neu einen Futterplatz einrichten, kann es sein, dass zu Beginn keine Vögel kommen. Bewahren Sie Geduld. Die Vögel müssen die neue Futterquelle erst entdecken. Aber dann kommen mit jedem Jahr mehr! Es bereitet einfach nur Freude zuzusehen, wenn dann später die Alten ihren Jungen den Platz zeigen.

Bitte vergessen Sie die Trinkmöglichkeit nicht.

Ausführliche Informationen über die Vogelfütterung finden sie im Buch "Vögel füttern - aber richtig"

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Wildlebende Vögel füttern – ja oder nein?

Die Heinz Sielmann-Stiftung, Vogelwarte Radolfzell,
Prof. Dr. Peter Berthold empfiehlt eindeutig: ja!

Buch "Vögel füttern - aber richtig"

Im Dialog: Prof. Dr. Peter Berthold, Gerd Schierhold und Markus Schierhold

Für viele Menschen, ob jung oder alt, gehört das Füttern von Vögeln zu den allerschönsten Wintererlebnissen. Doch bereits seit Jahrzehnten steht das gut gemeinte Vergnügen in der Kritik von Natur- und Vogelschützern. Wie sich jetzt herausstellt: ganz zu Unrecht! Der erfahrene Ornithologe Prof. Dr. Peter Berthold hat gemeinsam mit seiner Frau Gabriele Mohr in 15 Jahren Forschungsarbeit bewiesen, dass das Füttern unseren gefiederten Freunden keinesfalls schadet, sondern gar den Artenschwund aufzuhalten vermag und somit einen wichtigen Beitrag zum Vogelschutz darstellt.

Ihre Erkenntnisse haben sie in dem Bestseller „Vögel füttern – aber richtig“ zusammengefasst, der nach seinem Erscheinen einen wahren Sturm der Begeisterung ausgelöst hat und mittlerweile über 90.000 Mal verkauft wurde. Die Neuausgabe wurde nun um 16 Seiten erweitert. Neben der Anleitung zum richtigen Füttern, dem optimalen Anlegen einer Futterstelle und umfassenden Porträts aller Vogelarten, die in unseren Breiten an Fütterungsstellen anzutreffen sind, gibt es jetzt auch Zusatzseiten mit den neuesten Erkenntnissen und Erfahrungen bei der Vogelfütterung. Prof. Dr. Peter Berthold war bis 2004 Direktor der Vogelwarte Radolfzell und ist Mitglied des Stiftungsrates der Heinz-Sielmann-Stiftung. Seine zahlreichen bahnbrechenden Entdeckungen über den alljährlichen Vogelzug sind bereits mit bedeutenden Wissenschaftspreisen dotiert. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Vogelfütterung, angeregt durch die stets positiven Erfahrungen und Ergebnissen aus England.
Seine Frau Gabriele Mohr ist schon lange Zeit an der Vogelwarte Radolfzell als Technische Assistentin tätig und hat dort die Zucht und Haltung von mehr als 100 verschiedenen Vogelarten geleitet. Auch sie hat sich in den letzten 20 Jahren zunehmend mit der Fütterung freilebender Vögel beschäftigt und dabei zahlreiche Großversuche mitbetreut.

Quelle: GEVO GmbH

Ganzjahresfütterung:

Wildlebende Vögel füttern – ja oder nein? 

Die Vögel werden weniger 

Die Vogelwelt Mitteleuropas hat in den letzten Jahrhunderten enorme Veränderungen erfahren, die ganz wesentlich durch den Menschen, v.a. durch die Landwirtschaft, verursacht wurden. Sie betreffen hauptsächlich den Lebensraum und die Nahrungsgrundlagen der Vögel und damit auch die Frage nach dem Sinn der Zufütterung wild lebender Vögel – und sollen deshalb hier kurz skizziert werden. 

Die nacheiszeitlichen großen Laubwälder Mitteleuropas zur Eichenmischwald- und Buchenzeit waren artenarm und beherbergten selbst in großen Gebieten nicht einmal 50 Vogelarten. Die menschliche Landnahme führte dann v. a. ab dem frühen Mittelalter zu einer reich strukturierten Mosaiklandschaft mit Feldern, Wiesen, Weinbergen usw., in die aus dem Süden und Osten viele neue Arten wie Lerchen, Ammern, Sperlinge, Stare, Rebhühner u.v.a. einwandern konnten. Sie alle hatten in der Zeit extensiver klein-bäuerlicher Landwirtschaft ihr gutes Auskommen – ganzjährig in den Wildkräuter-(„Unkraut“-)Beständen von Brachflächen (der Dreifelderwirtschaft) und saisonal auf den Äckern, die auch bei uns bis in die 1950er Jahre zu einem Großteil Klatschmohn, Kornblumen, Disteln und viele weitere Wildkräuter in Fülle gedeihen ließen, so wie heute noch z.B. in Ostpolen oder Rumänien. Diese vom Menschen geschaffene Mosaiklandschaft führte zu einem allgemeinen Artenreichtum bei Pflanzen und Tieren, bei Insekten etwa von Heuschrecken und Schmetterlingen, der bei Vögeln im 18. Jahrhundert in den meisten Regionen Mitteleuropas die Artenzahl auf mehr als das Doppelte ansteigen ließ. Dann aber kam die Wende. 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen vielerorts Vogelbestände merklich zurück – 1849 von Johann Friedrich NAUMANN erstmals wissenschaftlich belegt. Spielte zunächst direkte menschliche Verfolgung noch eine wesentliche Rolle, kam es danach und besonders ab den 1950er Jahren durch zunehmend intensive Landwirtschaft in nahezu Wildkräuter freien Monokulturen, infolge des Einsatzes von Bioziden (Herbiziden, Insektiziden usw.), aber auch durch den Landverbrauch für Siedlungen und Verkehrswege, durch menschliche Freizeitaktivitäten u.a. zu einem starken und sich beschleunigenden Rückgang großer Teile von Flora und Fauna. So stehen heute bei uns von allen Tier- und Pflanzenordnungen im Durchschnitt mindestens rund die Hälfte aller Arten in „Roten Listen“ – d.h., ihr Fortbestand ist ungewiss. Dabei sind längst auch ehemalige „Allerweltsarten“ betroffen wie Haus- und Feldsperling oder Star, die noch vor wenigen Jahrzehnten heftig bekämpft wurden bis hin zur Sprengung ihrer Schlafplätze mit Dynamit. 

Wie sehr unsere Vogelwelt inzwischen v.a. in den intensiv genutzten Landesteilen zusammengeschrumpft ist, zeigt beispielhaft eine Analyse des „idyllischen“ süddeutschen Dorfes Möggingen am Bodensee, in dem die Vogelwarte Radolfzell über 50 Jahre lang genaue Bestandserfassungen durchgeführt hat. Dort sind inzwischen von ehemals 110 Brutvogelarten 35% ganz verschwunden oder brüten nur noch unregelmäßig, weitere 20% nehmen im Bestand ab und nur etwa 10% zeigen Bestandszunahme oder haben sich neu angesiedelt. Auf einer Probefläche von 4 km² ist die Individuenzahl von ursprünglich rund 3300 Vögeln auf 2100 zurückgegangen und die Vogel-Biomasse von früher ca. 240 kg auf derzeit nur noch 150 kg. Hauptursache dafür sind Lebensraumverluste und –verschlechterungen, in aller-erster Linie bedingt durch eine enorme Abnahme der Verfügbarkeit an Nahrung. Sie liegt bei Heuschrecken in einer Größenordnung von 90%, bei Pflanzensamen z.T. bei 100%. Das sollte man im Kopf behalten, wenn man sich mit der Frage der Zufütterung wild lebender Vögel näher beschäftigen möchte. 

Und noch eines hat die Mögginger Studie wie auch andere einschlägige Arbeiten klar gemacht: Es gibt fast keine „Allerweltsarten“ mehr, die sozusagen sicher in Frieden mit uns leben können. Die Beispiele Haus- und Feldsperling, Star, inzwischen auch Feldlerche und Rauchschwalbe zeigen, dass gegenwärtig durch unsere rigorose Lebensart jede Vogelart von heute auf morgen von Bestandseinbrüchen betroffen sein kann. Wir sind deshalb sicher gut beraten, wenn wir auch die zurzeit noch häufigen Arten, wie z.B. unsere Meisen, durch Zufütterung im Bestand stützen, bevor auch sie von dem sich schon abzeichnenden Rückgang ernsthaft betroffen sind. Und selbst bei einer unserer häufigsten Arten – der Kohlmeise – bahnen sich längst Bestandseinbrüche an über eine Ursachenkette von saurem Regen (bedingt durch Luftverschmutzung) über den Schwund an Kleinschnecken (durch Kalkmangel) und daraus folgenden Missbildungen der Eischalen bis zu nachlassendem Bruterfolg. 

So sieht die Futtersituation heute aus 

Die wahrhaften Vogelfreunde haben in punkto Zufütterung und damit bei der Soforthilfe für viele Vögel in den letzten eineinhalb Jahren dank unserer gemeinsamen Kampagne erfreulicherweise viel Terrain zurückerobert. Auch einige Naturschutzverbände haben inzwischen „eine halbe Wendung vollzogen“ – aber es bleibt noch viel zu tun. Zwar wird von den Verbänden die Winterfütterung wieder mehr toleriert („ Wer füttern will, darf das gerne tun“), aber um die Ganzjahresfütterung steht es bei uns im Gegensatz zu England immer noch schlecht.

„Der NABU lehnt eine Ganzjahresfütterung wild lebender Vögel ab“, heißt es in „Naturschutz heute“, denn „die Natur ist kein Freiluft-Zoo“. Gemeint ist wohl ein „Freiland-Zoo“ – aber den haben wir sozusagen ohnehin, nur haben wir ihm in den letzten Jahrzehnten weitergehend das Tierfutter entzogen. Denn: Von den ursprünglichen v.a. waldbewohnenden Tiergemeinschaften ist so gut wie nichts übrig geblieben. Zudem haben wir in unsere Kulturlandschaft mit Monokulturen von Pflanzen aus aller Welt eine völlig neuartige Begleitflora und –fauna eingebracht – fast wie in einem Zoo. Während die bis in die 1950er-Jahre tolerierten „Unkräuter“ und die noch Samen produzierenden Wiesenpflanzen nach vorsichtigen Berechnungen (Grundlage sind angenommene 5% der derzeitigen jährlichen Weizenernte von ca. 20 Mio. t) noch mindestens 1 Mio. t Samen pro Jahr!!! in unsere Landschaft brachten, ist heute davon fast nichts mehr übrig, ebenso von den auf und von den Kräutern lebenden Insekten. Auch wenn heute in Europa und den USA jährlich etwa 2,8 Milliarden Euro für Wildvogelfutter ausgegeben werden (entsprechend ca. 500 000 t Futter), ist das bei der riesigen Landfläche natürlich nur ein Bruchteil dessen, was früher verfügbar war. Also – es bleibt dabei: Ganzjahresfütterung ist eine Art bescheidene ökologische Ausgleichszahlung für den egoistischen Raubbau, den wir in der Natur betreiben. Dies gilt, auch wenn sich diesem Argument gewisse „Pharisäer“ immer wieder emotional entgegenstellen, z.B. mit dem Argument: Fütterung rund ums Jahr habe auch in England einen Artenrückgang nicht verhindert und sei ja dann wohl nutzlos. Wenn schon konsequent: Auch alle unsere Naturschutzverbände haben den Artenrückgang nicht unterbunden – sind sie damit auch entbehrlich? 

Zufütterung als notwendige Verpflichtung 

Nach den heute vorliegenden fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen über positive Effekte der Zufütterung ist klar: Sie ist längst keine Geschmackssache oder Glaubensfrage mehr, sondern trägt ganz wesentlich zum Vogelschutz bei. Mit Zufütterung erreichen wir, wie ebenfalls gezeigt werden wird, auch nicht nur, wie gelegentlich abfällig bemerkt, eine „Hand voll“ häufiger, sondern bei optimalen Verhältnissen regelmäßig 50 Vogelarten und mehr. Darunter befinden sich neben den schon vorgestellten und inzwischen rapide abnehmenden Haussperlingen viele weitere zumindest regional zurückgehende oder gefährdete Arten wie Feldsperling, Ammern, Stieglitz, aber auch Star, Drosseln und selbst Grasmücken, Laubsänger u.a. Damit leistet sachgemäße Zufütterung heutzutage einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt mit ganz hohem Stellenwert. 

Machen wir uns zum Schluss dieses Abschnitts noch einmal in aller Deutlichkeit klar: Durch Zufütterung können wir wild lebenden Vögeln wenigstens einen Teil dessen, was wir ihnen durch rigorose Landwirtschaftspraxis mehr und mehr genommen haben, sozusagen „zurückgeben“. Aus dieser Argumentation folgt natürlich, dass zumindest für tierliebende Menschen Zufütterung eigentlich eine ganz logische Konsequenz aus unserem rüden Umgang mit unseren Vögeln als Mitlebewesen darstellt – wenn nicht sogar eine moralische Verpflichtung. Eine entsprechende Meinung wird bei uns auch von anderen namhaften Vogelschützern vertreten. Und der Gedanke ist auch nicht neu: Schon HENINICKE hatte 1912 formuliert, Aufgabe des Vogelschutzes sei es, „ den Vögeln das zu ersetzen, was ihnen durch unsere Kultur genommen worden ist.“ 

Der geneigte Leser wird längst gemerkt haben, dass die vorhergegangenen Berichte stets als Zu-Fütterung verstanden werden. Das hat seinen Grund. Wie später klar werden wird, lassen sich wild lebende Vögel nicht einfach „ durchfüttern“, sondern suchen regelmäßig viel Futter selbst, so dass auch noch so reichliche und reichhaltige Fütterung immer nur eine Zufütterung darstellt. 

Ein Paradebeispiel: der Haussperling 

Durch sein ganzjähriges Zusammenleben mit und seine weitgehende Futterabhängigkeit von dem Menschen ist der Haussperling wohl das Paradebeispiel einerseits für Auswirkungen des Rückgangs seines Nahrungsangebots und andererseits für die Bedeutung gezielter Zufütterung. Er soll deshalb hier etwas näher behandelt werden. 

Der Haussperling, ein auf Sämereien angewiesener Webervogelverwandter, ist dem Menschen nahezu weltweit in seine Siedlungen gefolgt, wo er – als weitgehend reiner Standvogel – auf engstem Raum mit ihm zusammenlebt. In unseren früher überall ansässigen kleinbäuerlichen Betrieben wurde er, wenn die Feldfluren abgeerntet waren, allerorten in Hühnerfängen, Taubenschlägen, durch Haferreste in „Pferdeäpfeln“ usw. mit versorgt, also schon immer mit gefüttert. Mit der Einstellung der kleinräumig-vielseitigen Landwirtschaft, dem „Bauernstreben“ in unseren Dörfern, ging den Spatzen rasch das Futter aus – ihr Bestand nahm fast überall in Mitteleuropa stark ab, bis hin zum vollständigen Erlöschen vieler lokaler Populationen. In Deutschland z.B. ging der Bestand von rund 14 Millionen Brutpaaren auf 6 Millionen Paare um mehr als 50% zurück, Großbritannien verlor ebenfalls rund 6 von früher 12 Millionen Paaren. Auch bei den ehemaligen „Allerweltsarten“ Star und Feldlerche liegen bei ähnlichen Ursachen die Verluste inzwischen in entsprechender Größenordnung.

Haussperling als ehemalige „Mitesser“ finden heutzutage auch keine Ersatznahrung in unseren ausgeräumten Landschaften, aus denen nicht nur etwa die Hälfte aller Deckung bietenden Hecken, sondern v.a. auch die Futterpflanzen – wie etwa der Löwenzahn, der meist schon vor der Samenbildung abgemäht wird, verschiedene Wegericharten, Wegwarte oder Ackerdisteln – weitgehend verschwunden sind. In der Regel bleiben häufig auf vielen Quadratkilometern gepflügter Flächen der Monokulturen von Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und andere ebenso wenig Samen tragende Wildkräuter oder gar Stauden stehen wie an den meist penibel „gepflegten“ Weg- und Straßenrändern, Böschungen, Waldsäumen oder auf unseren nicht selten bis zu fünfmal im Jahr gemähten Wiesen.

Um sich so richtig klar zu machen, wie nahrungsarm unsere Landschaft inzwischen für Körnerfresser wie Sperlinge und viele andere Arten geworden ist, versuche man einmal, etwa an einem Spätherbsttag, auf einem Sonntagsspaziergang mit der Familie auch nur eine Tagesration an Wildkräutersamen z.B. für einen einzigen Kanarienvogel zu sammeln – das Ergebnis ist in aller Regel niederschmetternd. Ganz anders dagegen fällt der Versuch in einem ökologisch ausgerichteten Hausgarten mit einer Fülle von Samen tragenden Pflanzen aus, der uns eine Vorstellung davon gibt, was unsere Landschaft Vögeln früher einmal an Futter zu bieten hatte. 

Aber, so schlecht es unseren Sperlingen derzeit großräumig auch gehen mag, so ist es relativ leicht, zumindest kleinere, durchaus überlebensfähige Populationen am Leben zu erhalten oder auch wieder aufzubauen: durch kontinuierliche, zuverlässige, ganzjährige artgerechte Zufütterung! Wir praktizieren diese Fütterung seit Jahrzehnten erfolgreich und konnten z.B. im süddeutschen Dorf Billafingen im Bereich unserer Schafweide in etwa 20 Jahren eine Sperlingspopulation von Null auf über 30 Paare aufbauen. Vor allem auch aus England, wo seit 35 Jahren „Garden Bird Feeding Survey“ praktiziert wird, liegen für Sperlinge wie auch für andere Arten ermutigende Ergebnisse im Hinblick auf den Erhalt der Vögel durch Zufütterung vor. Auch in abnehmenden Sperlingspopulationen können Brutpaare ausreichend Nachwuchs (Jungvögel pro Saison) produzieren mit zunächst normaler Lebensdauer. Erhöhte Sterblichkeit tritt dann bei Futtermangel v.a. im Winter auf – und die kann durch gezielte Zufütterung reduziert werden. 

Zum Schluss dieses Abschnitts noch ein schönes Beispiel aus unserer Hauptstadt. Den „Berliner ornithologischen Berichten“ 2005 ist zu entnehmen: „Die Bestandszahlen des Haussperlings korrelieren signifikant mit Gebäudefläche und Zahl der Futterplätze und blieben wahrscheinlich in den letzten 10 Jahren stabil.“ Und Ähnliches vernehmen wir z.B. auch aus Hamburg: „Ohne massive menschliche Zufütterung käme es zumindest in den Wintermonaten zu einem erheblichen Nahrungsengpass. Haussperlinge suchten Futterstellen während des ganzen Jahres auf. Der Haussperling ist im innerstädtischen Raum in den Wintermonaten fast vollständig von anthropogenen Nahrungsquellen abhängig.“ Das sind höchst erfreuliche Ergebnisse für Vogelfütterer und ist hoffentlich auch Anregung für alle, die es noch werden wollen! Derartige Kenntnisse können Mut machen, auch wenn unserem Spatz heute noch weitere Faktoren wie Nistplatzmangel, Abnahme an Insekten als Nestlingsnahrung, Hauskatzen und andere zu schaffen machen. 

Kann ein naturnaher Garten die Fütterung ersetzen? 

Im Hinblick auf einige Diskussionen kann die nachfolgende höchst aufschlussreiche Berechnung zum Nachdenken anregen. An verschiedenen Stellen liest man immer wieder in etwa dies: „ Ein naturnaher Garten kann […] die Fütterung ersetzen.“ Das schreiben auch durchaus Biologen, von denen man ökologisches Grundwissen erwarten würde. Wie „ schlichter Unsinn“ (s. obiges Zitat) solche Vorstellungen sind, zeigt folgende einfache Berechnung: Angenommen, es stünden 500 m² für einen naturnahen Garten zur Verfügung und man würde ihn - für eine optimale Ausbeute an Vogelfutter - ganz mit Sonnenblumen bepflanzen: Dann ergäbe sich nach den landesüblichen Erträgen (von ca. 25 dt/ha, Statist. Jb. 2007;

dt = Dekatonne, entspricht 100 kg) eine Ernte von 125 kg Sonnenblumenkernen. Die landläufigen naturnahen Gärten von ökologischen Muster-Bürgern, die ich kenne, brächten es allerdings auf höchstens 10 kg Sonnenblumenkerne oder etwa 5 kg diverse Wildkräutersamen (was sehr viel ist - man führe einmal in seinem Garten Kontroll-Wägungen durch!). Diese Mengen decken jedoch gerade einmal den Jahresfutterbedarf von etwa drei (!) Grünlingen! Mit den anfallenden Mengen an Insekten, Spinnen usw. sieht es ähnlich mager aus, und die eventuell in größerem Umfang vorkommenden Früchte und Beeren sind ohnehin nur relativ nährstoffarmes Beifutter. 

Also: Wer Vögel in seinem noch so naturnahen Garten wirklich helfen will, der muss zufüttern! 

Die Zunahme von Vögeln in Gärten und in der Feldflur 

Im Rahmen des 35-jährigen „Garden Bird Feeding Survey“ in Großbritannien wurde geprüft, wie Vögel auf das ständig verfügbare Nahrungsangebot an Futterstellen reagieren. Es zeigte sich, dass von 1970-2000 bei 21 von 41 untersuchten Arten die Anzahl der an Futterstellen beobachteten Individuen signifikant zugenommen hat - bei einer ganzen Reihe davon erst in den letzten zehn Jahren. Es kommt also zu einer Traditionsbildung, die aber z.T. erst spät einsetzen kann und Geduld erfordert. Mit der Einrichtung von Fütterungen im Feldgehölz in Alberweiler konnten wir die Anzahl anwesender Individuen von einem Winter zum anderen etwa auf das Zehnfache steigern, außerdem erschienen neue Arten wie Weidenmeise und Raubwürger. 

Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse der Langzeitstudie von KRAFT auf 19 ha großen Untersuchungs- und Kontrollflächen in Marburg. Bei ganzjähriger Zufütterung mit reichhaltigem Mischfutter nahm die Anzahl der Arten im Untersuchungsgebiet von 1982-1984 von 44 auf über 50 zu, die der Reviere (Brutpaare) sogar von 104 über 220 auf 273! Diese Zunahme war am stärksten bei der Kohlmeise (von 5 auf 29 Paare); aber auch bei etwa zehn weiteren Arten stieg die Zahl der Brutpaare auf mindestens das Doppelte und beim Feldsperling (s.o.) auf etwa das Zehnfache an. Da alte Eichen-Hainbuchen-Bestände mit ihrem Nahrungsreichtum bis zu 270 Vogelpaare/ 10 ha beherbergen können, liegen die erzielten Bestandssteigerungen noch völlig im normalen Bereich. 

Ansiedlung durch Winterfütterung 

Wenn schon Futterstellen mehr Vögel in Gärten anlocken können und Ganzjahresfütterung die Brutvogeldichte erheblich zu steigern vermag, dann stellt sich natürlich die Frage: Lassen sich auch schon mit Winterfütterung mehr Vögel dauerhaft ansiedeln? Diese Frage wurde bereits früher durch Untersuchungen in Weinbaugebieten und Wäldern positiv beantwortet, und für Kohl- und Blaumeise sowie die amerikanische Singammer liegen eine Reihe von Untersuchungen vor, die Siedlungsdichtesteigerungen infolge von Winterfütterung belegen. Positive Effekte waren auch schon 1990 dem BUND aufgefallen, so dass in einem Jahresbericht zu lesen ist: „ Die Goldammern profitieren von den Fasanenfütterungen.“ 

Positive Auswirkungen auf die Fortpflanzung 

Es lag natürlich nahe, anzunehmen, dass sowohl eine in die Brutzeit hinein ausgedehnte Winter- als auch v.a. die Ganzjahresfütterung Auswirkungen auf die Brutbiologie haben könnten, weshalb sie besonders sorgfältig untersucht werden. Bisher zeichnet sich ab: Zufütterung verfrüht offenbar generell den Legebeginn. Über 15 daraufhin untersuchte Arten zeigten eine Vorverlegung der Eiablage um durchschnittlich etwa eine Woche (1-25! Tage), besonders in ungünstigen Jahren in Bezug auf das natürliche Nahrungsangebot. Dadurch verlängert sich die Zeit für Jungvögel, bis zum Winter hin völlig selbstständig zu werden, und die Chancen für Ersatz- und Zweitbruten nehmen zu, was den Bruterfolg erheblich steigern kann. Verfrühte Legebeginne konnten sowohl mit energie- als auch mit eiweißreicher Zufütterung erzielt werden. 

Für ebenfalls über 15 entsprechend untersuchte Arten wurde gezeigt, dass Zufütterung die Gelegegröße (Anzahl der gelegten Eier) erhöht, z. T. um bis zu 20%. Weiterhin kann zusätzliche Fütterung sowohl mit energie- als auch mit eiweißreicher Nahrung (z.B. Sonnenblumenkernen bzw. Mehlwürmern) die Eigröße steigern und die Eiqualität verbessern, wie für eine Reihe von Arten gezeigt wurde, und auch die Eiablagefrequenz kann sich erhöhen. Alle diese genannten positiven Effekte lassen natürlich erwarten, dass Zufütterung zu mehr ausfliegenden Jungvögeln und insgesamt zu höherem Bruterfolg führen kann, wie einschlägige Studien zeigen. Voraussetzung dafür ist, dass die Fütterung nicht zu früh in der Brutperiode abgebrochen wird – sie sollte idealerweise ganzjährig stattfinden.

Ob Jungvögel, die mit Vorteilen der Zufütterung aufgewachsen sind, schon allein deshalb besser überleben, leichter durch den Winter kommen und später selbst relativ höheren Bruterfolg erzielen, ist bisher nicht erwiesen, aber natürlich durchaus zu erwarten. Jungstare, die in der Vogelwarte Radolfzell in Außenvolieren gehalten wurden, brüteten jedenfalls bei guter Fütterung alle bereits im ersten statt im zweiten Lebensjahr und vergrößerten damit ihr Vermehrungspotenzial erheblich. 

Und was doch nicht dagegen spricht 

Von Gegnern, aber auch halbherzigen Befürwortern der Fütterung wildlebender Vögel werden immer wieder „Begründungen“ formuliert, die das Füttern als sinnlos oder gar gefährlich brandmarken sollen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die vorgebrachten Argumente fast durchweg auf tönernen Füßen stehen. Sie werden im Folgenden kurz unter die Lupe genommen. 

· Immer wieder liest man: „Vögel brauchen keine Fütterung“ - sie sind auf das jahreszeitlich unterschiedliche Futterangebot „eingestellt“; in der Natur gibt es „reichlich“ Nahrung, zumindest in milden Wintern, und für Weichfresser reichen „Beeren tragende Sträucher“ aus.

Richtig ist, dass zumindest unsere offene Landschaft, die Feldflur, so ausgeräumt ist, dass die Nahrungsgrundlage für Vögel dort auf alle Fälle im Winterhalbjahr völlig unzureichend ist, wie inzwischen viele Untersuchungen belegen. Was Beeren (auch Obst) anbelangt: Sie sind für viele Arten eine sehr gute Zusatznahrung, als alleiniges Futter führen sie jedoch, wie umfangreiche Fütterungsversuche gezeigt haben, durch den zu geringen Gehalt an Amino- und Fettsäuren rasch zum Tod, mit Ausnahme von wenigen Ernährungsspezialisten wie dem Seidenschwanz (mit besonders langem und effizientem Darm). 

„ Leider herrscht häufig der Irrglaube vor, dass die Vögel das winterliche Futter zum Überleben brauchen. Dabei wird nicht bedacht, dass der starke Rückgang vieler Vogelarten auf die Vernichtung oder drastische Verschlechterung ihrer Lebensräume zurückzuführen ist“, wobei „die Lebensgrundlagen entzogen werden“.

Zutreffend ist: Dem ist, was den Lebensraum anbelangt, zuzustimmen, nur wurde

leider - in völlig unverständlicher Weise - übersehen, dass bei den geschilderten Verschlechterungen den Vögeln v.a. die Nahrung verloren ging! Und diese können wir derzeit fast nur - teilweise - durch Zufütterung ersetzen. 

Mit Füttern werden nur „wenige Allerweltsarten“ erreicht und gar zum Nachteil von „empfindlichen“ oder „selteneren“ Vogelarten begünstigt, sie hilft „keinen bedrohten Arten“, da ohnehin nur ganz wenige Arten an Futterstellen kommen.

Richtig ist: An gut geführten Futterstellen sind in England insgesamt über 150 Vogelarten registriert worden, an unseren in Süddeutschland über 70, darunter viele heutzutage gefährdete Arten wie Haus- und Feldsperling, Stieglitz, Star, Hänfling u.a., die nachweislich von der Zufütterung profitieren. Außerdem trägt Fütterung wesentlich dazu bei, erfreulicherweise noch nicht zurückgehende Kleinpopulationen bisher weniger gefährdeter Arten stabil zu erhalten. Und das ist besonders wichtig, da wir erfahrungsgemäß vielen Arten, wenn sie erst einmal gefährdet sind, überhaupt nicht mehr helfen können.

Bericht 30.05.2010 

Vögel geraten durch Fütterung „in eine Futterabhängigkeit“, die über „veränderte Verhaltensweisen“ zu „einer geschwächten Lebenskraft“ führen, und sie hält sie von der „Schädlingsbekämpfung“ ab.

Tatsache ist: Es genügt schon simple Beobachtung von Vögeln, um festzustellen, dass sie selbst bei strengem Winterwetter nur einen Teil ihrer Nahrung an Futterstellen aufnehmen und viel Zeit dafür aufwenden, natürliche Nahrung zu suchen, was sie bei mildem Wetter ganz überwiegend tun. Wissenschaftliche Studien belegen derartige Beobachtungsergebnisse in vielfacher Weise. 

Bei Fütterung bis in die Brutzeit hinein füttern „bequem gewordene Vögel“ ihre Jungen mit „ungeeignetem“ Futter von der Futterstelle, das dann zum Tod der Nestjungen führen kann.

Richtig ist, wie z.B. schon HENZE 1943 berichtet: Junge Meisen etwa werden „trotz aller Fütterung“ nicht etwa mit Winterfutter gefüttert, sondern mit „zarten Räupchen“. Entsprechende Ergebnisse bringen sowohl einfache Beobachtungen an Nestern von Vögeln als auch gezielte wissenschaftliche Untersuchungen. Vogelfütterung führt zum Tod vieler Vögel, da ins Futter gelangender Kot „mit großer Wahrscheinlichkeit zu tödlichen Krankheiten führt“ oder sie „das falsche Futter gefressen haben“.

Zutreffend ist, dass Vögel nur in sehr großer Not „falsches“ Futter aufnehmen und dann meistens auch nicht daran sterben, dass an normalen Futterstellen gar kein „falsches“ Futter angeboten wird, und dass Krankheitsübertragungen und gar Todesfälle durch Infektionen an Futterplätzen die große Ausnahme darstellen, weil Vögel aufgrund ihrer Konstitution nur ein geringes Infektionsrisiko besitzen. 

Bei Fütterung „findet keine biologische Auslese mehr statt und so wird auch Vögeln mit schlechten Erbanlagen eine Fortpflanzung ermöglicht“; die „natürliche Selektion“ ist gestört.

Richtig ist: Diese Schlussfolgerung ist gar nicht nachzuvollziehen. Wenn wir heute durch Zufütterung Vögeln gerade einmal einen Teil des Futters ersetzen, das sie in der freien Natur nicht mehr finden, bleiben dadurch alle normalerweise wirkenden Selektionsfaktoren unberührt. Und wenn das an Futterstellen gebotene Futter nicht ganz genau den Erfordernissen der Nahrungsgäste entspricht, kann das ihre Auslese nur erhöhen. Zudem gibt es an gut besuchten Futterplätzen erhebliche Auslese durch Prädatoren wie Sperber, Katzen, Raubwürger und andere sowie durch Konkurrenz. Und schließlich muss man sich klar machen, dass in unserer tausendfach durch menschliche Eingriffe veränderten Umwelt die Beurteilung einer „natürlichen“ Selektion letztlich gar nicht mehr möglich ist. 

Fütterung fördert das Überleben vieler Standvögel und schafft damit unnötige Konkurrenz für Zugvögel.

Tatsache ist, dass Fütterung v.a. ausreichend lange Winterfütterung und erst recht Ganzjahresfütterung, nicht nur Stand-, sondern auch vielen Zugvögeln hilft und dass bei der derzeitigen Ausdünnung unserer Vogelbestände sowohl die inner- als auch die zwischenartliche Konkurrenz abnimmt. Martin KRAFT hat außerdem festgestellt, dass bei Ganzjahresfütterung Konkurrenzverhalten sogar stark reduziert wird, v.a. durch Abnahme der Revierverteidigung. 

Folge der Winterfütterung: „Geringere Eizahl bei einigen Arten durch winterlichen Dichtestress am Futterhaus“.

Richtig ist, dass Zufütterung die Fortpflanzung und deren Erfolg bei Vögeln generell positiv beeinflusst, und zwar in vielen Bereichen. 

Fütterung von Fleisch zieht Meisen u.a. Arten „zu wütenden Fleischfressern heran, so dass sie sich dann in der freien Natur an wehrlosen Vögeln vergreifen können“.

Zutreffend ist: Auch viele kleinere Vögel wie Amsel oder Buntspecht erbeuten Jungvögel aus fremden Nestern, ohne dass dafür eine „Fehlprägung“ durch Fleischfütterung erforderlich wäre. 

Mit welchen Arten und wie vielen Vögeln ist zu rechnen? 

Sichere Voraussagen, wie viele Arten und Individuen an eine bestimmte Futterstelle kommen werden, sind von vornherein nicht zu machen. Dazu sind die dafür verantwortlichen Faktoren meist zu wenig bekannt, so etwa, wie viele Vögel in der näheren und weiteren Umgebung leben, wie schnell sie zu einer neuen Futterstelle gelangen können oder wie weit sich in der Nähe schon andere Futterplätze befinden, an die sich Vögel bereits gewöhnt haben. Jedoch sind mehr oder weniger grobe Abschätzungen möglich, und die sind sinn- und wertvoll im Hinblick auf die Bereitstellung der Menge und Art von Futter, die Kosten, die durch die Fütterung entstehen können und den Umfang an besonderen Erlebnissen, die zu erwarten sind. Dabei bleibt die Einrichtung einer Futterstelle zu einem Gutteil ein Abenteuer, das auch nach Jahren noch immer wieder große Überraschungen bringen kann, etwa, wenn im Zuge einer Invasion erstmals Seidenschwänze am Futterhaus auftauchen, ein Schwarzspecht Meisenknödel zerfleddert oder ein Merlinfalke erscheint, um Kleinvögel zu jagen. 

Aber betrachten wir zunächst den Normalfall. In der Innenstadt wird man im Winterhalbjahr mit bis zu etwa 15 Arten rechnen können - neben Kohl- und Blaumeise, Haussperling, Grünling und Amsel v.a. mit Kleiber, auch Buntspecht, Türken- und Ringeltaube, ferner Star sowie Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Heckenbraunelle und Mönchsgrasmücke, z.T. auch Buch- und bei Invasionen Bergfink. Im Außenbereich kann die Artenzahl deutlich höher bei 20-50 Arten liegen. In Großbritannien beträgt die durchschnittliche Anzahl der im Winter Futterstellen besuchenden Arten in Gärten im Stadtbereich etwa 17-21 Arten, auf dem Lande 20-23, die jährlichen Maxima liegen bei 34-46 Arten. Insgesamt wurden in Großbritannien von 1970-2005 an Futterplätzen jedoch 165 Arten registriert! Wir beobachten an unseren Futterstellen im Jahr etwa 40 Arten und registrierten bisher über die Jahre insgesamt 72 Arten. KRAFT stellte an seiner Ganzjahresfütterung 61 Arten fest, darunter auch Grünspecht, Baumpieper, Heidelerche, Neuntöter, Gartengrasmücke, Fitis und Karmingimpel. 

Nun zu den Individuen: In der Innenstadt kommen - je nach der Größe der Brutpopulationen im Häuser-, Park- oder Friedhofsbereich - an normalen Tagen oft nur ein paar Dutzend Vögel an Futterstellen und im Jahresverlauf insgesamt nur bis etwa 100 Individuen. Im Außenbereich können die Werte um ein Vielfaches höher liegen. So wird nach unseren Beringungsergebnissen unsere Futterstelle bei Schloss Möggingen jährlich von mindestens 1000 Vögeln besucht, darunter ca. 350 Kohlmeisen, je 150 Grünlinge und Blaumeisen, 90 Feldsperlinge, je etwa 50 Sumpfmeisen und Goldammern, aber auch etwa fünf Haubenmeisen. An unseren Futterplätzen in Billafingen und Alberweiler stellen sich jährlich jeweils weit über 2000 Individuen ein, dabei an einzelnen Tagen mit geschlossener Schneedecke über 500-1000, darunter rund 150 Goldammern, je 100 Stare, Zeisige, Buch- und Bergfinken, 80 Kohlmeisen, 50 Haussperlinge, 40 Feldsperlinge, je 30 Amseln und Blaumeisen, aber auch 2-3 Sperber, bis zu 25 Mäusebussarde und 2 Kolkraben (an ausgelegten Rinderherzen), ferner bis zu 5 Eichelhäher, weitere Meisenarten wie die Weidenmeise, Kleiber, Baumläufer, Spechte, weitere Finkenvögel einschließlich Kernbeißer, Gimpel und Stieglitz u.a. Diese hohen Zahlen erklären sich damit, dass im Außenbereich mit relativ geringer Futterplatzdichte einzelne Futterstellen einen großen Einzugsbereich haben. Er kann, wie Beringungs- und Telemetriestudien zeigen, im Normalfall mehrere Kilometer betragen und sich nach unseren Erfahrungen, z.B. bei Schneeflucht, auf über 5 km ausdehnen. Dann können sich Futtergäste aus einem Umfeld von über 25 km² einstellen. Zudem können Vögel aus noch größeren Entfernungen kommen, die sich einen Futterplatz von früheren Besuchen her „gemerkt“ haben. 

Die Praxis: Anlage von Futterstellen zur Winterfütterung 

Obwohl nicht sehr von der Ganzjahresfütterung verschieden, werden hier zunächst die Verhältnisse der Winterfütterung besprochen, die bei vielen Vogelfreunden, zumindest zu Beginn, die Regel sein wird. 

Als Erstes ist zu sagen: Vögel lassen sich nahezu überall mit Futter versorgen, auch im Häusermeer der Großstadt und an relativ hohen Häusern. Der ideale Platz für eine Futterstelle ist allerdings der Hausgarten, und er ist optimal, wenn er sich in Ortsrandlage, in Verbindung zu Streuobstwiesen, Gebüschzonen und Wald befindet. Gleichermaßen günstig sind Futterplätze z.B. in Schrebergärten oder, etwa von Vogelschutzverbänden unterhalten, in Parks, Vogelschutzgehölzen oder in der Nähe von Friedhöfen. Natürlich eignen sich durchaus auch Hausterassen, Balkone, Wintergärten, usw. - diese jedoch um so besser, je näher sie zu Gärten, Wald oder sonstigem Bewuchs gelegen sind. Je mehr natürlicher Lebensraum sich um Futterstellen herum befindet, desto mehr Arten und Individuen werden sie nutzen. Den eigenen Hausgarten kann - oder besser: sollte - man möglichst um die Futterplätze herum zu einer regelrechten Oase für Vögel und andere Tiere gestalten, in der Futterstellen dann dass i-Tüpfelchen sind. 

Einige grundsätzliche Dinge sind bei der Anlage von Futterstellen zu beachten. Zu vermeiden ist die Nähe von stärker befahrenen Straßen sowie von größeren, gegen Vogelanflug ungeschützten Fensterscheiben. Sehr günstig ist die Nähe von Bäumen und v.a. Büschen, die idealerweise in Zuleitfunktion von mehreren Seiten auch mehr versteckt lebenden Arten wie Zaunkönig, Grasmücken, Laubsängern u.a. den Zugang zum Futter sehr erleichtern. Dabei ist lediglich Sorge zu tragen, dass Katzen keine gute Deckung in unmittelbarer Nähe von Futterstellen finden und sie, wenn nicht erwünscht, auch nicht allzu leicht von Eichhörnchen erreicht werden können.